Die Hospizbewegung

Die "Hospizidee": Ehrenamt und Hauptamt

Der Begriff Hospiz leitet sich vom lateinischen Hospitium (Gastfreundschaft oder auch Herberge) ab. Er hat eine lange Tradition, die heute dafür steht, wieder selbstverständlich Hilfe und Raum für schwerkranke Menschen in der letzten Lebensphase sowie deren Angehörigen zu bieten.

Die Hospizbewegung engagiert sich für ein menschenwürdiges Sterben und eine Erneuerung unserer Kultur im Umgang mit dem Abschiednehmen und der Trauer. Ziel moderner Hospizarbeit oder "Palliative Care" ist es, Leiden und Ängste zu lindern, Lebensqualität sowie Normalität aufrecht zu erhalten und den erkrankten Menschen zu ermöglichen, ihren letzten Lebensabschnitt in angemessener und würdiger Weise zu verbringen. Ebenso gilt es, den An- und Zugehörigen beizustehen, für sie "da" zu sein.

Grundüberzeugung aller Beteiligten ist es dabei, dass die Menschenwürde auch bei Menschen in der letzten Lebensphase uneingeschränkt erhalten bleibt. Ein Hospiz- und Palliativangebot ist charakterisiert durch die innere Haltung: Die Autonomie sterbender Menschen zu respektieren, deren Würde zu achten und vor allem zu schützen auch und gerade im Sterben.

Engagierten Bürgern ist es zu verdanken, dass in den 1980er Jahren die ersten Initiativen in Deutschland entstanden. Aus der Bewegung heraus hat die Hospiz- und Palliativversorgung heute bereits in viele Bereiche des Gesundheits- und Sozialwesens Eingang gefunden: in die ambulante Pflege, in Alten- und Pflegeheimen, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Krankenhäusern, ambulanten sowie stationären Hospizen und Palliativstationen. Aber auch für die pflegerische und medizinische Weiterbildung ist sie ein wesentlicher Initiator gewesen und Bestandteil der pflegerischen und medizinischen Ausbildung geworden.

Das Ehrenamt bildet bis heute den Kern der gesamten Hospizarbeit und wird auch in Zukunft die Basis und tragende Säule sein. Sie, unsere ehrenamtlich Engagierten, sind unsere unersetzlichen Multiplikatoren, die durch Ihr "Da-Sein" für die Sterbenden beispielhaft und authentisch leben, was der gesellschaftspolitische Auftrag aller ist.

Hospizarbeit und Palliative Care haben vor allem die lindernde Hilfe sowie eine ganzheitliche Fürsorge zum Ziel, die den Menschen neben den körperlichen Bedürfnissen (Schmerzfreiheit) auch in seinen psychosozialen und spirituellen Nöten und Wünschen wahrnimmt. Sie zielt nicht auf lebensverlängernde Maßnahmen um jeden Preis. Die lebensbejahende Grundeinstellung schließt aktive Sterbehilfe aus.

Hospizarbeit hat heute unterschiedliche organisatorische Formen. Es gibt ambulante, teilstationäre und stationäre Hospizeinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Allen gemeinsam ist das Ziel, dass engagierte und qualifizierte ehren- und hauptamtliche Hospizhelfer und Hospizhelferinnen gemeinsam mit Ärzten, Pflegekräften, Sozialarbeitern und Seelsorgern in einem multiprofessionellen Team und Netzwerk arbeiten.

Viel wurde in den letzten Jahrzehnten erreicht. Dennoch gibt es noch viel zu tun:

Die Hospizbewegung zog aus dem Gesundheitssystem aus und entwickelte eigene Modelle. Über die Entwicklung der Palliativmedizin kam es wieder zu einer Annäherung, mit dem Ziel sich multiprofessionell und interdisziplinär zu verbinden. Es gilt nun die Haltung, die Kompetenzen und Erfahrungen der Hospizbewegung in die Regelversorgung zu reintegrieren. (Cicely Saunders)

Die Integration der Hospizidee in die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) ist noch nicht gelungen. Die angemessene Betreuung sterbender Menschen im Pflegeheim ist durch die Vernetzung mit palliativem Versorgungsstrukturen weiter zu entwickeln.